Freitag, 20. Juni 2014

One country for old men

Schon am Sonntag war es nicht zu übersehen, dass alte Männer vielleicht nicht bei bester Gesundheit, aber immer noch hoch motiviert sind. Bleischwer startet "War Pig", es scheint schon nicht enden zu wollen, aber niemand will, dass es endet! Ein Ende ist ohnehin recht lang nicht in Sicht, alle 15 Minuten darf einer der Musiker ein ausgedehntes Solo rausklopfen, Ozzy verschwindet inzwischen. Glucoseinfusion mit Schuss?? Egal, Tony Iommi hats noch immer gigantisch drauf.
Springen wie ein terminales Känguruh. Laufen wie ein kreuzlahmer Derwisch. Am Ende auch ein bisschen singen, als ob die Stimmbänder schon ein bisschen in Pension gegangen wären.


Trotz allem: der alte Mann kann das schon noch machen, nicht leicht, aber doch. Und er findet es natürlich ganz besonders "great being fucking crazy". Na, er muss es ja wissen.

Tag darauf ist natürlich nichts mit Ausrasten. Wenn Jung und Alt nicht zu bremsen sind, wenn sie sich gemeinschaftlich aufs abzappeln freuen, dann ist es immer noch möglich, dass die allerältesten dafür auf eine Bühne müssen. Auf eine große Bühne. Denn nur vor die passen all die alten und jungen Menschen.

Wir kreischen "Start me up", weil wir es wollen. Mr. Watts. Endlich mal wieder ein Mann am Schlagzeug, der nicht so tut, als müsste er beidhändig Teppiche klopfen. Nichts gegen diese neumodernen Schlagzeuger, aber hey... das hat halt noch Stil! Außerdem, und nur das hält mich noch in der Realität, ist er der einzige, der tatsächlich wie mein Opa ausschaut.
Es ist Rock 'n' Roll, und wir mögen es.


Mr. Jagger sagt, und zwar auf Deutsch, dass jetzt Zeit zum Kuscheln wäre. Denn er wird jetzt "Angie" singen. Ja gut, wie soll man widersprechen, wenn er es befiehlt? Wir kuscheln also. Schön is das!

Mr. Richards und Mr. Woods krallen sich die Akustischen, Mr. Richards außerdem das Mikrofon und dann singt er "Can't be seen with you". Wen meint er denn damit nur? Wessen Gesellschaft könnte seinen Ruf noch ruinieren?? Ich komm bei dieser Frage einfach auf keine grünen Zweig. Er muss erst mal eine rauchen, das geht heutzutage sicher nicht in alles Spielstätten. Hm, geht nicht ist bestimmt total relativ, wenn man Keith Richards heißt.


Ich will Mr. Woods' türkise Lederjacke übrigens haben. Ist die genial! Alle haben sich sowieso modisch voll ins Zeug gelegt. Naja, fast alle. Charlie ganz bescheiden in schwarz und rot. Ron in besagter Lederjacke, kombiniert zu schreiend roten Schuhen, na, wers mag. Keith in Jogginghose, mit wilden Bändern an der Hüfte und wildem Band im wilden Haar. Er kann einfach nicht mehr aufhören, wie ein Pirat auszusehen! Und Mick in schwarz, akzentuiert durch ein rotes Glitzer-Jackett. Das er natürlich in nullkommanix loswerden muss, schließlich rennt und schwingt er über die Bühne wie damals, 1971, als sie das erste Mal ihre letzte Tournee spielten. Seine Bewegungen lassen manchmal sogar die Gedanken abschweifen. Wie das wohl war, mit den Groupies. Denn, wer sich so bewegt, der verspricht schon einiges... Zurück ins wahre Leben bringt dann aber sehr schnell die Idee davon, was passiert, wenn keine Skinny Jeans den dürren, alten Körper merh zusammenhält... Oh Schreck. Besser wieder Musik hören!

If he says yeahyeahyeah, we do the woo! 

Nach einer kleinen kreativen Pause wird die Bühne rot. Das Schlagwerk beginnt mit vertraut Klingendem. Ich mache huhuuuuu und bin ganz fix und fertig, denn alle auf unserem Rang machen mit! 
Er trägt jetzt einen sehr langen und sehr flauschig aussehenden, roten Mantel. Pleased to meet you, hope you guess my name!


Wir sind sehr weit weg, aber wir sind mittendrin statt nur dabei. Die einzigen, die unser Erlebnis ein wenig trüben sind Groupie-Blondie und ihr schwer betrunkener Freund, die rauchen, als ob sie Geld dafür bekämen und ständig mit hoch erhobenen Armen vor unserem Gesicht herum tanzen. Wir erwägen, sie leicht anzuschubsen, denn wir stehen fast ganz oben im Rang, und das würde unser Problem nachhaltig lösen. Allerdings sorgen sein Alkoholkonsum und ihre mentale Entrücktheit für ein fast entsprechendes Ergebnis. Sie beginnen, sich weniger zu winden, denn beim wilden Winden kommt man ins Stolpern auf den Stufen.

 Fast hätte ich auch noch ein T-Shirt gekauft. Aber nur fast. Am Klo war bedeutend weniger Ansturm als an den Merchandise-Ständen. Nun ja. Ich werds mir auch so merken, dass ich da war.

Niemand verfrüht verschieden, was haben wir nur für ein Glück.
Wenn sich dazu tatsächlich noch mal die Gelegenheit bieten sollte, wäre es besser, man ergreift sie. Wie gesagt: It's only Rock 'n' Roll, but we like it!

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