Samstag, 23. November 2013

Manisch depressiv

Könnte man werden, in Erinnerung an Montag Abend. Dabei wollten wir doch nur was essen. Blöderweise in der "Stadtbrauerei Schwarzenberg". Hat ja irgendwie lustig angefangen. Die winzigkleine Kellnerin im viel zu großen Dirndl hatte ihre liebe Mühe, alle Getränke aufzunehmen, ganz zu schweigen von der Tatsache, dass ich einen Sonderwunsch fürs Essen geäußert habe. Ich mag mein Spiegelei einfach nicht schwabbelig. Niemals. Ich hasse Schwabbelei. Darum sage ich das eben dazu. Dass sie es nicht notiert hat, hat mich nicht allzu stark irritiert, immerhin kann man sich sowas ja vielleicht einfach so merken. (Haha.)
Dann wollte doch glatt noch jemand wissen, woraus der "pikante Bieraufstrich" gemacht ist. Na aber hallo? Das ist ganz bestimmt hochgeheimes Küchenwissen!! Aber wacker ins Blaue hinein geraten hat sie zumindest noch "Frischkäse", bei "Zwiebeln" haben wir ihr schon nachhelfen müssen.
Fast wäre man also schon vor dem Essen versucht gewesen, sie zu fragen: "Sie arbeiten hier noch nicht so lange, oder?" Ganz bestimmt arbeitet sie hier noch nicht so lange. Vermutlich darf sie überhaupt erst seit gestern arbeiten und Geld verdienen....
Die Anlieferung des Bieres stimmte uns zuversichtlich. Das Honey Ale war ein echter Lichtblick, man könnte es aber auch ein echtes Mädchen-Bier nennen :-) süß eben. Aber echt gut.
Nun muss ich leider anmerken, dass das wohl der Höhepunkt des Lobes war. Nur als Vorwarnung, ab jetzt wirds echt nur mehr mieser.
Angefangen mit der Tatsache, dass das Essen wirklich traurig ausgesehen hat (too many Shades of Brown...), war mein Ei schwabbelig (Tobsuchtsanfall, aber nur innerlich). Ich habs der zweiten minderjährigen Servieuse gesagt, sie hat mich nicht verstanden, sondern nur mit ihren großen, verängstigten Rehaugen angeglotzt. Zu sechst haben wir es aber dann doch geschafft, ihr klar zu machen, worum es geht. Puh. Man könnte meinen, das war ein Erfolg.
Aber da war dann noch das Pfandl mit geplanten Filetspitzen. Geplant. Die Kuh hätte vielleicht auch lieber gehabt, dass ihr Gulaschfleisch "Filetspitzen" genannt wird, aber sie hatte auch kein Mitspracherecht. Zu schade.
Der pikante Bieraufstrich bestand tatsächlich hauptsächlich aus Zwiebel, das heißt: WIR haben richtig geraten! Und er war rot, also war der Rest reichlich Paprika. Vermutlich. Wir werden es nie erfahren. Denn sie weiß es sicher immer noch nicht.
Als mein Bauerntoast wieder kam, war ich hoffnungsfroh. Das Ei war endlich durch. Und es sah besser aus als die meisten der anderen Speisen. Ein Glück muss man haben, dachte ich.
Das Glück war aber trügerisch.
Man hätte Verdacht schöpfen können bei der komplett abstrusen Einrichtung. An der Wand hingen in wilder Mischung ein Fenster (kein Witz. Kunststoff, grüner Rahmen, ansonsten in etwa so wie bei mir zu Hause), Notenblätter, Schallplatten, Zeugnisse und Lampen. Einen rechten Sinn machte das nicht, aber hey, vielleicht isses ja Absicht.
Man hätte Verdacht schöpfen MÜSSEN, wenn man das Klo besucht hat. Wenn hinter der nächsten Ecke eine Schaufensterpuppe lauert, die einen, wenn man ins düster beleuchtete (wiederum abhängig von der gerade vorhandenen Lampe) Klo spaziert, zu Tode erschreckt, dann kann das kein gutes Zeichen sein! Das selbe Bild nur mit anders gekleideter Puppe bot sich anscheinend am Herrenklo. Nicht sehr beruhigend anscheinend, wenn man am Pissoir das Gefühl hat, jemand steht schweigend hinter einem...
Nun. Jedenfalls haben wir es zumindest überstanden. Es war Zeit, sich für die Anstrengung zu belohnen. Ins Café Schwarzenberg, auf Torte und heiße Schoko mit Zimt und Vanille. Das half zumindest fürs erste sehr gut gegen die stille Wut auf das Rehäuglein-Desaster.

Blöd wirds dann, wenn man um halb 5 wach ist, weil das Essen nun doch seinen Weg nach draußen nicht geduldig abwarten will. Oder wollte vielleicht der Weg nach draußen das Essen nicht mehr haben? Interpretationssache. Jedenfalls habe ich am nächsten Tag nicht arbeiten gehen können. Und das bedeutet nicht nur, dass das Rehäuglein uns nie wieder sehen wird, ich möchte auch nachhaltig verhindern, dass irgendjemand anderer diese vielfältigen Höllenqualen durchstehen muss.

No puking since 2007. Na toll. Jetzt kann ich neu anfangen.



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